Nora Nadjarian
Nora Nadjarian (*1966, Zypern) ist eine
armenisch-zypriotische Autorin und Lyrikerin. Sie studierte in England und in
der Schweiz.
Ihre Gedichte kreisen um alltägliche Episoden, die in ihrer atmosphärischen Verdichtung die Wirklichkeit übersteigen und auf symbolische Innenwelten verweisen.
Sie schreibt ihre Lyrik vorwiegend in englischer und armenischer, zum geringeren Teil auch in griechischer Sprache. In ihren Gedichten verarbeitet sie ihre multikulturelle und polyglotte Prägung.
Regelmäßig nimmt sie an Poesie-Festivals, an literarischen Tagungen und Projekten im englischsprachigen Raum teil. Gedichte sind in deutscher Übersetzung in der Anthologie „Zypern literarisch“ (Botschaft der Republik Zypern 2008) und in der Literaturbeilage des Zypernheftes der „Jungle World“ 10/2009 erschienen.
Ihre Gedichte kreisen um alltägliche Episoden, die in ihrer atmosphärischen Verdichtung die Wirklichkeit übersteigen und auf symbolische Innenwelten verweisen.
Sie schreibt ihre Lyrik vorwiegend in englischer und armenischer, zum geringeren Teil auch in griechischer Sprache. In ihren Gedichten verarbeitet sie ihre multikulturelle und polyglotte Prägung.
Regelmäßig nimmt sie an Poesie-Festivals, an literarischen Tagungen und Projekten im englischsprachigen Raum teil. Gedichte sind in deutscher Übersetzung in der Anthologie „Zypern literarisch“ (Botschaft der Republik Zypern 2008) und in der Literaturbeilage des Zypernheftes der „Jungle World“ 10/2009 erschienen.
In ihrem Essay zur BARDINALE berichtet sie von literarischem Austausch, der Grenzen überschreitet:
Als Zypern 2004 der EU beitrat, sah
die Zukunft rosig aus. Zehn Jahre später sind die Zyprioten – schwer getroffen
von der Wirtschaftskrise - enttäuscht, entmutigt und ernüchtert. Es scheint
fast so, als hätte man für eine
Geschichte, die gut angefangen hatte,
ein schlimmes Ende geschrieben. Aber handelt
es sich wirklich ein um Ende? War die europäische Einigung nur eine Illusion?
Wohin richten wir uns jetzt? Das sind
die Fragen, denen wir uns in diesen Zeiten stellen müssen. Aus wirtschaftlicher
Sicht herrschen nun unruhige Zeiten in Zypern. Aus Sicht der Literatur ist es vielleicht
eine weniger schlimme Zeit? Aber lassen sich die beiden überhaupt so einfach
und eindeutig trennen?
Zu Beginn schien es, als böten sich endlose Entwicklungsmöglichkeiten durch
europäische Projekte, die literarische Beiträge ausschrieben, durch Treffen von
Schriftstellern aus verschiedensten Mitgliedsstaaten, internationale
Publikationen und andere Chancen zur Zusammenarbeit. In den vergangen zehn
Jahren habe ich selbst einige dieser Konferenzen besucht und an Festivals in
unterschiedlichen europäischen Ländern (Österreich, Deutschland, Tschechische
Republik, Schweden) teilgenommen. Als Mitglied des Komitees der zypriotischen
Schriftstellervereinigung habe ich auch an vom EWC (Europäischer
Schriftstellerverband mit Sitz in Brüssel) organisierten Treffen teilgenommen,
bei denen für Autoren relevante, aktuelle Kernpunkte der zahlreichen
EU-Förderprojekte vorgestellt und diskutiert wurden. Bei all diesen Treffen
fühlte ich mich stets als Teil eines Ganzen und niemals als Außenseiter.
Ich liebte es, Leute zu treffen, die aus anderen Ländern kamen und andere
Sprachen als ich beherrschten, - Leute, die einen völlig andersartigen
kulturellen Hintergrund hatten - und mit
ihnen zu sprechen. Als Inselbewohner war ich fasziniert von der Idee, Grenzen
zwischen dem einen und dem anderen Land so schnell, so einfach zu überwinden…im
buchstäblichen wie übertragenen Sinne.
An eine Konferenz werde ich mich immer erinnern: 2008 traf ich einen spanisch-baskischen
Autor, der auf Niederländisch schrieb, einen rumänischen Autor, der auf
Französisch schrieb und einen Autor türkischer Herkunft, der auf Dänisch
schrieb! Ich bin Zypriotin armenischer Abstammung, und durch meinen
Bildungshintergrund schreibe ich hauptsächlich auf Englisch. Jahrelang habe ich
mich gefragt: „Wozu macht mich das?“ Auf dieser Konferenz in Brüssel, im Herzen
Europas, fand ich schließlich die Antwort:
„Es macht mich zu einer Schriftstellerin!“ Ich glaube, dass ich Menschen
mit meinem Schreiben berühren kann, unabhängig davon, welche Sprache ich dazu
wähle. Denn letztlich kommt es nicht darauf an, in welcher Sprache man schreibt,
sondern was man schreibt und wie man es schreibt.
Vielleicht lässt sich das auch über die aktuelle Lage Europas sagen. Es geht
nicht darum, was die Krise mit uns macht, sondern was wir aus der Krise machen.
Mit den Worten Eugene Ionescos: „Die gesamte Geschichte ist nichts anderes als
eine Folge von Krisen – von Abbruch, Ablehnung und Abwehr. Wenn es keine Krise
gibt, gibt es nur Stillstand, Versteinerung und Tod. Alles Denken, alle Kunst
ist aggressiv.
Essay von Nora Nadjarian im
Rahmen der BARDINALE 2013
aus dem Englischen übersetzt von Christina Hutterer
aus dem Englischen übersetzt von Christina Hutterer
Here the original english version of the essay:
When Cyprus joined the EU in 2004, the future looked bright. Almost a
decade later, Cypriots, hard-hit by the economic crisis are disappointed,
disenchanted, disillusioned. It seems almost as if somebody has written a bad
ending to a story which started wonderfully.
Is it really an ending?
Was European unification just an illusion? Where do we go from here? These are
questions we ask ourselves these days. They are troubled days for Cyprus from
the economic point of view. From the literary point of view to a lesser extent,
perhaps? But can we separate the two clearly and simply?
In the beginning, European
projects inviting literary input, meetings between writers from various member
states, joint publications and other opportunities seemed to give endless
possibilities for development. In the past decade, I myself have attended some
conferences and participated in festivals at various European destinations
(Austria, Germany, Czech Republic, Sweden). As a member of the committee of the
Cyprus Writers’ Union, I have participated in some meetings organised by the
EWC (European Writers’ Council - based in Brussels) where current key priorities relevant to
authors, in the context of the many EU initiatives, were presented and
discussed. At all those meetings, I felt as part of a whole and never as an
outsider.
I loved meeting, listening to and talking to
people who spoke other languages to mine, who came from completely different
cultural backgrounds, and, as an islander, was fascinated by the idea of
crossing borders between one country and another, simply, instantly… both in
the literal and in the metaphorical sense.
One
conference that has always stayed with me was back in 2008 when I met a Spanish-Basque author writing in Dutch, a Romanian author
writing in French and an author of Turkish origin writing in Danish! I am a
Cypriot of Armenian descent, and due to my educational background, I write
mostly in English. For years, I had asked myself “What does that make me?” At
the conference in 2008, in the centre of Brussels, the heart of Europe, I
finally found the answer: “It makes me a writer.” I believe that I can touch
people through my writing, no matter what language I choose. Because at the end
of the day, it is not which language you write in, it’s what you write, how you
write it.
Perhaps we can say the same of the current
situation in Europe. It is not what the crisis makes of us, but what we make of
the crisis. In the words of Eugene Ionesco: “All history is nothing but a succession of crises –
of rupture, repudiation and resistance. When there is no crisis, there is
stagnation, petrifaction and death. All thought, all art is aggressive.”
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